Lesefreunde Hürth e.V.

Unsere Lesetipps

Gerne können Sie Lesevorschläge senden an info@lesefreunde-huerth.de. Wir sind gespannt auf Ihre Buchtipps.

Sie können unsere Lesetipps nach Personen oder Buchtiteln durchsuchen. Gesucht wird immer nach der eingegebenen Zeichenkette im gesamten Text der Tipps: Nachname oder Vor- und Nachname oder Buchtitel oder Fragmente des Titels in der richtigen Reihenfolge.

Eine unmittelbare Suche bei der Stadtbücherei Hürth kann hier vorgenommen werden:

Sarah Brooks: Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland (2024) *

Am Ende des 19. Jahrhunderts sind Zugreisen noch nicht für alle selbstverständlich, und besonders die lange Fahrt von Peking nach Moskau mit dem Transsibirien-Express ist ein großes Abenteuer. Der Zug muss ein riesiges Ödland durchqueren, und dieses Gebiet stellt für alle Reisenden eine Bedrohung dar, vor der sie durch eine feste Abschottung aller Abteile zur Außenwelt geschützt werden sollen. Nun steigen 1899 in Peking einige Passagiere ein, die ein Geheimnis in sich tragen. Durch einen unerwarteten Zwischenfall entsteht Wasserknappheit im Zug, ein außergewöhnliches Wesen taucht auf und einzelne Mitreisende können doch für kurze Zeit nach draußen gehen. Mit den daraus folgenden Veränderungen klärt sich vieles auf.

Es fällt mir sehr schwer, den Sog dieses Buches zu erklären: Ist es die besondere Sprache? Die Mischung aus Realität und Fantasy? Die Frage nach Metaphern und Symbolhaftigkeit? Oder ist es einfach eine absolut außergewöhnliche Geschichte? Für mich ist es das alles.

Richard Powers: Das große Spiel (2024) *

Die Landschaft von Makatea, einer kleinen Insel im Pazifik, ist in der französischen Kolonialzeit wegen des Abbaus ihrer Bodenschätze zerstört worden. Inzwischen hat sich die Natur wieder etwas erholt, und die Menschen versuchen dies möglichst zu erhalten. Das ist nicht einfach, denn täglich wird viel Plastikmüll angespült, der Meeresuntergrund ist durch Schiffwracks und Abfälle gezeichnet, und nun will auch noch ein KI-gesteuertes Unternehmen dort eine neue Stadt im Wasser bauen. In die Entscheidungsfindung sind alle Bewohner*innen der Insel eingebunden. Besondere Bedeutung hat dabei u.a. Rafi, ein dort zurückgezogen lebender Wissenschaftler. Dann stellt sich heraus, dass hinter dem Projekt sein früherer bester Freund Tedd Keane steckt. Die beiden haben sich in gemeinsamen Brettspielen gemessen, und Tedd hat später daraus Computerprogramme entwickelt, mit denen er ein Vermögen verdient hat. Warum sucht er ausgerechnet jetzt wieder den Kontakt und kommt todkrank nach Makatea?

Die Beschreibungen der Unterwasserwelt sind faszinierend, die Auseinandersetzung mit der künstlichen Intelligenz sehr interessant. Dennoch ist dies ein Buch für eher geduldige Leser*innen mit ineinander verwobenen Handlungssträngen, die sich erst nach und nach verbinden. Im Kern geht es aber auch um die Frage: Können wir unsere Umwelt noch retten?

Liz Moore: Der Gott des Waldes (2025)*#

Der Tag im Feriencamp Emerson in den Adirondack Mountains im Norden Amerikas scheint normal zu beginnen. Aber da wird beim Wecken klar, dass einer der Teenager fehlt – es ist ausgerechnet Barbara Van Laar, deren Familie das gesamte umliegende Waldgelände gehört. Bei der Suche nach ihr werden Geheimnisse einiger Jugendlicher im Sommerlager ebenso aufgedeckt, wie die ihrer Familie, die im nahe gelegenen Haupthaus wie jedes Jahr ein großes Fest vorbereitet. Zum Glück zeigt eine junge Polizistin bei der Suche nach dem Mädchen besonders viel Empathie und Spürsinn. Sie überprüft vor allem, ob es zwischen dem Verschwinden von Barbara und dem ihres jüngeren Bruders Bear vierzehn Jahre zuvor einen Zusammenhang gibt. Was versucht ihre Familie zu vertuschen oder in ihrem Sinne umzudeuten? Und hat vielleicht ein entlaufender Sexualstraftäter etwas mit der Sache zu tun?

Von der ersten Zeile an hat mich das Buch begeistert. Dabei erhöhen die Zeitsprünge und Erzählungen aus wechselnden Perspektiven den Spannungsaufbau bis zum überraschenden Ende. Dies ist ein Krimi mit Tiefgang und interessanten gesellschaftlichen Einblicken.

Joachim Meyerhoff: Man kann auch in die Höhe fallen (2024)*#

Von seinem Schlaganfall hat sich der Autor eigentlich erholt, spürt aber im Alltag, dass er kaum noch belastbar ist und sich schnell sehr gereizt fühlt. Nach einem besonderen Vorfall bei der Geburtstagsfeier seines Sohnes braucht er eine Auszeit und zieht für einige Sommerwochen zu seiner 86-jährigen Mutter. Sie bewohnt alleine ein Haus inmitten eines riesigen Grundstückes, und freut sich - ohne viel zu hinterfragen- über die Anwesenheit und Hilfe ihres Sohnes. Meyerhoff übernimmt nun viel Gartenarbeit, schwimmt in der Ostsee, beginnt wieder zu laufen und kommt so nach und nach wieder zur Ruhe. Die Gespräche mit seiner Mutter tun ihm gut, ihr Pragmatismus erdet auch ihn, und er beginnt sogar wieder Geschichten zu schreiben. Als der Herbst beginnt fühlt er sich besser, und er kehrt zu seiner Familie zurück.

Abwechselnd erzählt der Autor schonungslos von seiner emotionalen Ausnahmesituation, seiner Erholung in der Natur und von vergnüglichen Situationen aus Gegenwart und Vergangenheit. Das Buch habe ich aber auch als Liebeserklärung an seine Mutter gelesen, die ihm ohne jeden Kitsch gelingt. Der Roman liest sich leicht, hat aber viel Tiefgang.

(Alle Empfehlungen von Ulla Buse, Vorsitzende der Lesefreunde)

Katharina von der Lane: Haribo – Bd. 1: So schmeckt das Glück (2024)
Bd. 2: Goldene Zeiten brechen an (2024)

Der gelernte Bonbonkocher Hans möchte nicht immer Angestellter bleiben, sondern selbst Unternehmer werden. Dafür arbeitet er hart und experimentiert mit verschiedenen Zutaten in der eigenen Küche. Mutig gründet er im Dezember 1920 die Firma HARIBO, eine Abkürzung seines Namens und Wohnortes - Hans Riegel Bonn. Bald erhält er Unterstützung von seiner Frau Gertrud, die mit dem Fahrrad in der Stadt herumfährt und dabei die Süßigkeiten der Firma verkauft. Tatsächlich stellt sich nach und nach Erfolg ein.
Im Jahr 1939 sind die Produkte von HARIBO nun auch außerhalb von Bonn beliebt. Gertrud muss ab 1945 wegen des plötzlichen Todes ihres Mannes das Geschäft gemeinsam mit ihrer Tochter leiten, bis ihre beiden Söhne ein Jahr später aus der Kriegsgefangenschaft nach Hause kommen. Sie führen die Firma weiter und entwickeln den „Goldbär“. Mit diesem Produkt wird HARIBO weltweit bekannt. Für das Familienunternehmen beginnen wahrhaft goldene Zeiten.

Mich hat fasziniert, wie ein Mensch so beharrlich daran gearbeitet hat, seinen Traum in die Wirklichkeit umzusetzen. Interessant fand ich es auch, so viel über Bonn und die Firma Haribo zu erfahren. Die Bücher sind sehr lesenswert, selbst wenn man keine Goldbären naschen mag.

(Empfehlung von Lese-Café-Besucherin Claudia Tavernaro)

*= Diese Bücher können in der Stadtbücherei Hürth ausgeliehen werden.
#= Diese Bücher können in der Onleihe Rhein-Erft ausgeliehen werden.