MENTOR- Die Leselernhelfer

Ehrenamtliche Leseförderung von Kindern und Jugendlichen zwischen 6 und 16 Jahren

„Lies, um zu leben!“

(Gustave Flaubert, Brief an Mlle. de Chantepie, Juni 1857)

Bücher tragen zur Entspannung und Unterhaltung bei und können ein reines Vergnügen sein. Bücher können aber weit mehr. Sie können zum „Lebens-Mittel“ werden, die Phantasie anregen und zum Nachdenken bringen. Lesen hält lebendig im Denken und macht neugierig.

Kinder und Jugendliche, die keinen Zugang zu Büchern haben oder nicht ans Lesen herangeführt werden und deswegen in vielfältiger Weise benachteiligt sind, von diesem Lebens-Mittel kosten zu lassen, ihre Lust darauf zu wecken und es gemeinsam mit ihnen zu genießen, das haben wir uns zur Aufgabe gemacht. Denn Kinder und Jugendliche müssen lesen können, die Sprache beherrschen, Gelesenes verstehen und denken können, damit sie eine Chance auf ein selbstbestimmtes Leben, einen Schulabschluss und einen Beruf und gesellschaftliche Integration haben.

Im Zeitalter der Digitalisierung spielt die Lesekompetenz nicht nur eine sehr große Rolle – die Anforderungen sind sogar noch komplexer. Wer nicht lesen kann, hat auch hier keinen Zugang.

Wenn Eltern aus unterschiedlichen Gründen nicht mit ihren Kindern lesen oder die sprachliche Entwicklung ihrer Kinder nicht fördern können, dann führt das zu bedenklichen Lücken in der Lese- und Sprachkompetenz dieser Kinder.

Die Anforderungen an die Schulen sind auch wegen der Inklusion und der Integration von so vielen zugewanderten und geflüchteten Kindern enorm gestiegen. Deshalb können die Lehrer und Lehrerinnen trotz ihres bewundernswerten Einsatzes nicht alle Schüler und Schülerinnen so individuell fördern, wie es notwendig und sinnvoll wäre. Unsere Lesementorinnen und Lesementoren sind aus diesen Gründen in den Schulen eine gern gesehene und geschätzte Unterstützung für die betroffenen Kinder.

Der pädagogische Förderansatz von MENTOR – Die Leselernhelfer:

 

Leseförderung nach dem 1:1 Prinzip: 

  • 1 Mentor – 1 Lesekind – 1 Stunde pro Woche mindestens 1 Jahr lang,
  • eine vertrauensvolle Beziehung, also Bildung durch Bindung,
  • eine entspannte Lernatmosphäre, geprägt von Lob, Humor und Geduld, ohne Leistungsdruck und ohne Lesekanon

Mentorin oder Mentor sein bedeutet aber viel mehr als lesen: Oft werden sie für die Kinder eine Vertrauensperson. Für die jungen Menschen ist die Zeit und Zuwendung, die ihnen ein fremder Erwachsener schenkt, eine enorm positive Erfahrung, ein wirksames Vorbild.

Die Lesementorinnen und Lesementoren

Der Zeitaufwand ist nicht groß: ein- bis zweimal wöchentlich treffen sich die Mentoren und Mentorinnen sich mit ihrer Schülerin oder ihrem Schüler 1 Stunde lang zum gemeinsamen Lesen, Sprechen und Spielen. Wichtig sind vor allem Kontinuität und Ausdauer, denn die gemeinsame Arbeit sollte mindestens über ein Jahr gehen. Um lange Wege zu vermeiden, versuchen wir, die Zusammenarbeit möglichst stadtteilbezogen zu organisieren. Die Arbeit zwischen Mentoren und Mentorinnen und den Kindern soll und kann den Deutschunterricht nicht ersetzen und ist auch nicht als Nachhilfe gedacht! Und sie ist selbstverständlich freiwillig und kann jederzeit auf Wunsch beendet werden.

 Ziele des gemeinsamen Lesens sind:

  • Lese- und Lernlust wecken und erhalten
  • Sprachliche Fähigkeiten verbessern
  • Selbstbewusstsein steigern
  • Schulabschluss erreichen
  • Ausbildungsplatz erhalten

Mentor oder Mentorin werden, können alle Erwachsenen, die bereit sind, Mädchen oder Jungen bei der Bewältigung ihrer Schwierigkeiten mit der Sprache zu unterstützen und ihnen Lesefreude zu vermitteln. Es werden keine besonderen pädagogischen Kenntnisse vorausgesetzt.

Sie bringen die besten Voraussetzungen mit, wenn

  • Sie selbst gerne lesen,
  • gern mit Kindern umgehen,
  • gut zuhören können und
  • mit Freude Verantwortung für einen jungen Menschen übernehmen möchten.

Alle Mentorinnen und Mentoren werden vor ihrem ersten Einsatz auf ihre verantwortungsvolle Tätigkeit vorbereitet. Bei der Einführungsveranstaltung, die wir jeweils zu Beginn eines Schulhalbjahres anbieten, erhalten sie eine Materialiensammlung mit wertvollen Tipps für die Gestaltung der Lesestunden. Bevor wir sie an die Schulen vermitteln, müssen sie ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorlegen.

Wir bieten den Mentorinnen und Mentoren regelmäßige Austauschtreffen in kleinen Gruppen und Vorträge zur Weiterbildung an. Zum Schuljahresende laden wir alle zu einem Mentorensommerfest ein. Denn Weiterbildung und Anerkennung gehören für uns unbedingt zu einem solchen verantwortungsvollen Ehrenamt.

Seit dem Start von MENTOR in Hürth im September 2010 mit 40 Lesementorinnen und Lesementoren ist die Gruppe der ehrenamtlichen Leseförderer beständig gewachsen. In den letzten Jahren haben jeweils rund 100 Lesementorinnen und Lesementoren um die 140 Kinder gefördert.

Die Kinder und Jugendlichen – unsere Lesekinder

Unsere Lesekinder sind zwischen 6 und 16 Jahren alt und besuchen Hürther Schulen. Wir fördern alle Kinder, egal woher sie kommen. Kinder mit deutschen Eltern, aus zugewanderten Familien und geflüchtete Kinder. Sie alle haben Probleme mit der Sprache und häufig auch Lernschwächen. Sie werden gefragt, ob sie mit einem Lesementor oder Lesementorin lesen möchten, auch für sie ist diese Leseförderung also freiwillig. Ihre Eltern erhalten schriftliche Informationen über unsere Leseförderung und müssen ihr Einverständnis erklären. Selbstverständlich können die Eltern den Lesementor oder die Lesementorin ihres Kindes kennenlernen.

Die Schulen

Wir sind an allen 10 Grundschulen, der Hauptschule und der Gesamtschule in Hürth tätig, sodass eine große Auswahl besteht. Die Lehrer und Lehrerinnen schlagen die Kinder für die Leseförderung vor, holen ihr Einverständnis und das ihrer Eltern ein. Die Treffen der Lesetandems finden ausschließlich in den Schulen zwischen 8 und 16 Uhr statt. Die Lesetermine werden in Absprache zwischen den Schulen und den Lesementorinnen und Lesementoren festgelegt. Zum einen soll für das Lesekind kein Regelunterricht ausfallen, zum anderen soll der Termin auch dem Lesementor gelegen sein.

Und der Erfolg?

Bundesweit sind mittlerweile mehr als 11.000 Mentoren und Mentorinnen tätig, deren Arbeit von fast 70 Vereinen organisiert wird. Diese haben sich im MENTOR – Die Leselernhelfer Bundesverband e.V. zusammengeschlossen, um ihre Leseförderung gemeinsam voranzubringen.

 

Die Mentorinnen und Mentoren arbeiten mit über 14.000 Schülerinnen und Schülern zusammen. Wir stellen fest, dass die Lese- und Lernlust der Kinder anwächst, sie aufgeschlossener und selbstsicherer werden. MENTOR wurde 2003 von Otto Stender, einem Buchhändler in Hannover gegründet. Seine erste Leseschülerin, die drohte, den Hauptschulabschluss nicht zu schaffen, hat Abitur gemacht und einen guten Beruf erlernt. Heute ist sie selbst Lesementorin. Berichte von solchen großen und kleinen Erfolgen gibt es viele und auch ganz viele Statements von Lehrern und Lehrerinnen. Man kann sie auf den Webseiten der MENTOR-Vereine nachlesen, die alle von der Webseite des Bundesverbandes www.mentor-bundesverband.de aus aufzurufen sind, bei dem wir auch Mitglied sind. Dort und unter facebook.com/mentor.bundesverband finden sie aktuelle Neuigkeiten aus dem MENTOR-Netzwerk.

Wer Spaß daran hat, eine solche Entwicklung zu begleiten, sollte mitmachen. Ob als Mentorin oder Mentor oder in der Organisation und Weiterbildung – Sie sind herzlich willkommen.

 

Sie wollen mitmachen?

Dann schreiben Sie eine Mail an info@mentor-huerth.de  oder rufen Sie uns an. Sie erreichen unser für MENTOR verantwortliches Vorstandsmitglied Margret Schaaf unter 02233-977007. Oder schauen Sie unter „Termine“, wann unsere nächste Veranstaltung stattfindet, melden sich an, nehmen teil und lernen uns dabei kennen.